Corona-Effekte auf den Arbeitsmärkten in Hamburg und Schleswig-Holstein
Die Studie wurde im Rahmen des geförderten Projekts „Norddeutschland und die Corona-Krise: Wirtschaftliche Folgen und wirtschaftspolitischer Handlungsbedarf“ durchgeführt.
Trotz einer schrumpfenden Wirtschaftsleistung im Corona-Jahr 2020 blieb Hamburg und Schleswig-Holstein eine große Arbeitsmarktkrise erspart. Im Pandemieverlauf war der Beschäftigungsrückgang mit einer Größenordnung von weniger als 2 Prozent moderat, der Anstieg der Arbeitslosenquote beschränkte sich in Schleswig-Holstein auf 1 Prozentpunkt, nur in Hamburg stieg die Quote um bis zu 2 Prozentpunkte.
Der massive Einsatz von Kurzarbeit verhinderte größere Beschäftigungseinbrüche. In der Spitze des ersten Lockdowns im April 2020 waren in Hamburg fast 205.000, in Schleswig-Holstein etwa 140.000 Beschäftigte vorübergehend von Kurzarbeit betroffen. Diese Höchstwerte wurden während des zweiten Lockdowns im Corona-Winter 2020/2021 schon deutlich unterschritten. Die Verlierer der Corona-Krise waren die geringfügig Beschäftigten, die in Hamburg fast 15 Prozent und in Schleswig-Holstein mehr als 20 Prozent der Gesamtbeschäftigung ausmachten. Sie wurden nicht durch das Rettungsnetz der Kurzarbeit aufgefangen, der temporäre Abbau dieser Beschäftigung in einer Größenordnung von mehr als 11 Prozent in Hamburg und etwa 8 Prozent in Schleswig-Holstein spiegelte sich nicht in der Arbeitslosenstatistik wider.
Im Branchenvergleich zeigt die Analyse der Beschäftigungsentwicklung in Corona-Zeiten Gewinner und Verlierer: Vor allem die Beschäftigung im öffentlichen Sektor, bei Gesundheit und Sozialem sowie im Bau und bei Zustelldiensten nahm in Hamburg und Schleswig-Holstein zu. In diesen Branchen ist der Anteil der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten besonders hoch. Beschäftigungsverluste mussten insbesondere Gastronomie, Beherbergung und die Arbeitnehmerüberlassung sowie eine Vielzahl Anbieter von privaten Dienstleistungen hinnehmen. Im Gastgewerbe und bei den konsumorientierten Dienstleistungen war eine besonders große Zahl an geringfügig Beschäftigten betroffen.
Überdurchschnittlich hohe Beschäftigungsrückgänge verzeichneten die besonders von den Infektionsschutzauflagen der Landesregierungen betroffenen „Erlassbranchen“. In Hamburg schrumpften diese Branchen um bis zu 10 Prozentpunkte stärker als die Gesamtbeschäftigung, in Schleswig-Holstein waren es 9 Prozentpunkte. In besonderem Maß waren geringfügig Beschäftigte betroffen, da das Gastgewerbe und Teile des Einzelhandels in diese Kategorie fallen. Als besonders krisenfest erwiesen sich in Hamburg und Schleswig-Holstein humankapitalintensive Branchen mit einem hohen Anteil Höherqualifizierter. In den Hightech-Branchen wurde die Beschäftigung trotz Pandemie nicht nur gehalten, sondern weiter ausgebaut.